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Jakob Bänsch: All The Others (Review)

Artist:

Jakob Bänsch

Jakob Bänsch: All The Others
Album:

All The Others

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Jazz mit viel Trompete

Label: Jazzline
Spieldauer: 43:16
Erschienen: 28.02.2025
Website: [Link]

„Ich wollte musikalisch Charaktere und Themen darstellen, die mich persönlich inspiriert haben – aus Literatur, Filmen und Serien, aber auch aus der realen Welt.“ (Jakob Bänsch)

Es sind immer die Anderen! Und dazu spielt JAKOB BÄNSCH auf „All The Others“ die Trompete!
Wie oft lassen wir uns von den Anderen leiten?
Viel zu oft, werden einige sicher sagen!
Doch der junge Trompeter JAKOB BÄNSCH und sein Bass/Schlagzeug/Piano/Gitarre-Quartett sieht das offensichtlich völlig anders. Denn es ist doch bestens, sich von den richtigen wie auch falschen, guten wie extrem bösen Zeitgenossen leiten wie inspirieren zu lassen – und trotzdem nicht von den gruseligen Damen und Herren aus Politik, Gesellschaft, Religion und Kultur beeindrucken oder einschüchtern zu lassen, deren oberstes Gebot in der Manipulation (bestes Beispiel der ins Kanzleramt strebende Lügenbaron 'Fotzenfritz' oder eine Ex-Ministerin, die im Sinne der Meinungsfreiheit Leute einzusperren versucht, die von ebendieser satirisch Gebrauch machen) und der Lüge (indem man die Wahrheit zu Staatsräson erklärt) sowie der Verbreitung von Angst gegenüber Andersdenkender (im luxemburgschen Totalvergessen ihres entscheidenden Satzes: „Freiheit ist immer auch Freiheit der Andersdenkenden!“) besteht.
Oh nein, die sind auf „All The Others“ nicht gemeint – sondern nur diejenigen, die als große Leitbilder im Guten wie Schlechten aufzeigen, wie eine Gesellschaft funktionieren und eine Gemeinschaft, wenn man nur richtig achtgibt, immer besser werden kann. Man muss nur richtig hinschauen und natürlich im Falle dieses Quintetts rund um den begnadeten jungen Trompeter hinhören. Genau diese beachtens- wie verachtenswerten Gestalten aus Literatur, Film und Kunst erhalten auf „All The Others“ ihre (fast) rein instrumentale Hommage vom JAKOB BÄNSCH QUINTET.

Allerdings gibt es eine Ausnahme, die deutlich aus dem Album heraussticht: Das kurze „Iroh“ wird von der beeindruckenden Sängerin Zuza Jasinska vorgetragen und trägt als traurige Ballade fast ein wenig Pop-Appeal in sich.


Thematisch verbirgt sich hinter 'Iroh' eine der Hauptfiguren aus der „Avatar: The Last Airbender“-Serie, die eng mit dem Feuer und großem Leid verbunden ist, denn Iroh verliert seinen Sohn während einer Schlacht, welche er als dessen Vater selber anführt. Ähnlich spannend und dramatisch verhält es sich auch rund um die weiteren acht auf diesem Album vertonten Charaktere, sodass die Grundstimmung hinter „All The Others“ sehr düster und getragen ist – und sich dabei geschickt zwischen Filmmusik, Jazz und Klassik sowie einer spannenden Fusion, bei der eben auch eingängigere Rhythmen auftauchen, dreht.

Das beginnt bereits mit der „Ouverture“, einer von den klassischen Komponisten Maurice Ravel und Oliver Messianen (der sich übrigens in seinen Kompositionen ebenfalls von Märchen, höheren Mächten und Shakespeare leiten ließ) inspirierten Einleitung ins Album, die sich übergangslos in dem Ursprung alles Boshaften, dem teuflischen „Mephisto“ fortsetzt, mit dem Bänsch, wie er selber auf der bedruckten LP-Innenhülle beschreibt, erstmals in Goethes „Faust“ Bekanntschaft machte und den er folgendermaßen beschreibt: „Er wickelt die Leute erst um den Finger, dann nutzt er sie aus, um sie danach zerstörerisch fallen zu lassen.“ (Erinnert das einen vielleicht an die letzte Wahl?) Genau diese Eigenschaften hört man zugleich in dem sehr abwechslungsreichen und dynamischen Stück, bei dem die Trompete recht offensichtlich in die Rolle des Mephisto schlüpft, während die Begleitband von Harmonie bis völliges Chaos alle weiteren Rollen instrumentiert.


Mit einer weiteren literarischen Grundlage, dieses Mal entnommen aus Hermann Hesses „Siddharta“, geht es fließend weiter: „Vasudeva“ ist ein alter, armer Bootsmann, der ganz in sich ruht und nur für die unendliche Freiheit auf dem Meer lebt. Auch diese – gänzlich gegensätzliche – Stimmung mit verträumten Piano-Klängen sowie vom Besen 'gestreichelten' Schlagzeugspiel, vorsichtig gezupften Bass-Saiten und warmen, tiefen Trompetensounds wird überzeugen vermittelt.

Man spürt jedem einzelnen Stück den Bezug zu dem entsprechenden Charakter, der vertont werden soll, an. Wobei die ruhigen, manchmal etwas bedrohlicheren Töne überwiegen. Daher sollte man sich noch vor dem ersten Hören des Albums anhand der von Bänsch verfassten Begleittexte vorerst seine eigenen Gedanken zu den hier ausgewählten Wesen machen, während uns das JAKOB BÄNSCH QUINTET daraufhin den musikalischen Begleiter an die Seite stellt.

Die unüberhörbare Meisterschaft hinter den Stücken liegt offensichtlich in der Entwicklung des in Süddeutschland aufgewachsenen Trompeters, der bereits mit 8 Jahren erstmals zu seinem Blechblasinstrument griff, sich dabei vorrangig auf die Klassik konzentrierte, um (zum Glück) bereits mit 12 Jahren Richtung Jazz umzuschwenken und infolge seines großen Talents schnell mehrere Preise abräumte und nunmehr sogar Träger des deutschen Jazzpreises ist. Damit nähert er sich deutlich dem wohl bekanntesten, berühmtesten und besten wie erfolgreichsten Trompeter Deutschlands an: TILL BRÖNNER. Mit diesem Album scheint Bänsch bei all der innovativen Kreativität und der breit aufgestellten Musikergarde seinem Landsmann, aber auch einem MILES DAVIS, noch etwas näher zu rücken. Wiederum echt preisverdächtig!


FAZIT: Eine wirklich gute Idee, die sich da hinter „All The Others“ von JAKOB BÄNSCH und seinem Quintett verbirgt, indem der Trompeter ganz unterschiedliche Charaktere und Themen aus Literatur, Filmen, Serien und Natur als Grundlage seiner Stücke wählt und diese mit dynamischem wie harmonischem Jazz, aber auch klassischen und cineastischen Klängen vertont, welche wie ein eigener, beeindruckender Jazz-Soundtrack beim Hörer für viel Kopfkino sorgen, wobei die Trompete dazu ihre eigene Geschichte 'erzählt', so als würde sie die Hauptrolle der besagten Helden übernehmen. Ein Album, welches das Zeug zum Jazz-Klassiker hat – und sicher auch von einem MILES DAVIS Applaus erhalten hätte.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 510x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (22:28):
  • Ouverture (2:41)
  • Mephisto (6:53)
  • Vasudeva (4:59)
  • Eywa (4:55)
  • Kauaio 'O' (3:00)
  • Seite B (20:48):
  • Maeve (5:04)
  • Kaonashi (2:43)
  • Iroh (2:19)
  • Tano (8:30)
  • Iroh (Reminescence) (2:12)

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