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The Beatles: Anthology 4 – 3LP-Edition (Review)

Artist:

The Beatles

The Beatles: Anthology 4 – 3LP-Edition
Album:

Anthology 4 – 3LP-Edition

Medium: Do-CD/Deluxe/3-LP-Set/Remaster/Limit. Box/Buch
Stil:

Rock, Pop, Kult, Raritäten

Label: Apple Corps Ltd./Capitol/Universal Music Group
Spieldauer: 118:43
Erschienen: 21.11.2025
Website: [Link]

„Aber sie wären nicht die BEATLES gewesen, hätten sie nicht sehr schnell, ab 1965, gespürt, daß erste Schranken erreicht waren, zugleich aber auch, was die Rockmusik an weiterführenden Möglichkeiten enthielt: erstens, und hier griffen sie Anregungen Bob Dylans auf, eine Sprache von dichterischer Weite sowie eine unbegrenzte Thematik; zweitens die Entfaltung der Urzelle Lied zu einer komplexen Musik, die das gesamte musikalische Geschehen der Gegenwart wenn nicht enthält und diktiert, so doch berührt und prägt. Dieser Entfaltungsprozess nahm in den LPs 'Help', 'Rubber Soul' und 'Revolver' immer prägnantere Gestalt an und gipfelte anerkannterweise in der LP 'Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band'. Spätestens ab hier wagen aber selbst aufrichtige und sachliche Beurteilungen nicht mehr viel zu entscheiden: Sind diese Platten nur Versprechungen oder sind sie schon deren Einlösung? Schließlich haben tausende von Rockern nicht geschlafen. Doch auf welchen Standpunkt man sich auch stellt, man muß einräumen, daß die gesamte Nach-Beatles-Rockmusik bis hinein in die ausgefallensten Experimente, bis in die unbestrittenen Meisterleistungen anderer Künstler, nicht viel mehr ist als ein Aufgreifen der von den BEATLES unterbreiteten Angebote, ein Wieder- und Wiederverarbeiten, Variieren, Umkrempeln, Nachplappern oder Vertiefen des vorgegebenen musikalischen Denkens, also Einlösung dieses Versprechens.“ (Eine rare Entdeckung im Heft 12/1985 der DDR-Zeitschrift „melodie & rhythmus“, die tatsächlich – was für DDR-Verhältnisse sensationell war – ein zweiseitiges Farb-Poster mit vier bedröppelt dreinblickenden BEATLES aus der „Sgt. Peppers“-Fotoserie und einen Artikel von Wolfgang Tilgner unter dem Titel „...Weil es vier von uns gab“, aus dem hier zitiert wurde, enthält!)

Weihnachtszeit ist BEATLES-Zeit!


So könnte man es in den letzten Jahren auf den Punkt bringen.
Und da das Weihnachtsfest immer näher kommt, dürfen wir – nachdem gerade erst eine hochinteressante JOHN & YOKO-Veröffentlichung von „Happy Xmas (War Is Over)“ erschienen ist – zusätzlich etwas überrascht und sicher sehr erfreut feststellen, dass den BEATLES-Anthologien 1 und 2 und 3 nun nach Ewigkeiten (30 Jahren) tatsächlich in gänzlich ähnlicher Aufmachung und Zusammenstellung die „Anthology 4“ als 3-LP- oder 2-CD-Set folgt.
Doch während die ersten drei Doppel-CD-Ausgaben, die immer ein megafettes Booklet mit umfangreichen Begleittexten zu jedem Song enthielten, einige Songs in mitunter mieser Klangqualität präsentierten, enthält „Anthology 4 – 3LP- oder 2CD-Edition“ nur hochwertig klingende und ausgezeichnet bearbeitete Stereo-Aufnahmen. Ein echter Pluspunkt für „Anthology 4“!


Ursprünglicher Beginn der Anthology-Serie war das Jahr 1995 – also vor genau 30 Jahren – und seitdem werden wie wild die Archive der BEATLES geplündert. Doch hierbei wird nicht etwa beliebiger Mist ausgegraben, hervorgeholt und in Bootleg-Qualität auf Platte oder CD gepresst. Keinesfalls!
Alle Aufnahmen werden auf der aktuellen Ausgabe hochwertig unter den modernsten Bedingungen bearbeitet und in richtig guter Soundqualität an den Mann, die Frau gebracht. Das ruft einerseits unerbittlich scharfe Kritiker und andererseits leidenschaftlich begeisterte Sammler und Fans auf den Plan. Jeder muss hier also entsprechend seiner Bestimmung glücklich oder unglücklich werden. Allerdings gilt eins: Es wäre unverzeihlich, diese Aufnahmen der Öffentlichkeit vorzuenthalten. Alle Freunde der BEATLES haben sie verdient und dürfen nun in sich gehen und ganz allein für sich entscheiden, ob sie zugreifen oder die Hände und Ohren davon lassen.

Mit „Anthology 4“ wird im Grunde zum vierten Mal die Musik-Geschichte der BEATLES anhand ihrer intimen, sehr persönlichen und natürlich extrem raren, bisher oftmals unveröffentlichten Demo- und im Studio oder zu Hause entstandenen Alternativ-Aufnahmen nacherzählt. Und wir dürfen sie dabei begleiten. So nah wie nie zuvor. Denn eine Vielzahl von Bemerkungen, Witzeleien, songdienlichen Hinweisen und immer wieder der Spaß und das herzliche Lachen der Vier – inklusive herrlicher Spielfehler (Man höre nur „Tell Me Why – Takes 4 and 5“) – lassen hier das Herz jedes BEATLES-Fans höher schlagen.


Zu jedem einzelnen der 36 Songs (von denen 13 sage und schreibe noch nie veröffentlicht wurden) gibt es im Inneren des dreiflügeligen LP-Covers zudem ausführliche Hinweise, für die man mindestens schonmal gut zwei Stunden Lesezeit (und bei der kleinen Schrift gleich noch eine gute Brille) mit einplanen sollte, bis man sich dann auf die ebenfalls zwei Stunden Musik der „Anthology 4 – 3LP-Edition“ einlässt. Im 2-CD-Set befinden sich all diese Infos in einem beigefügten, 48 Seiten starken Booklet.


Alle Songs wurden strikt chronologisch angeordnet – und beginnen mit „I Saw Her Standing There – Take 2“, einer Aufnahme vom 11. Februar 1963, erstrecken sich dann bis zum Ende der fünften LP-Seite mit „Something – Take 39 / Instrumental / Strings only“ hinein in den 5. August 1969, wobei die letzte LP-Seite die ganz besonderen Leckerbissen, die bekanntlich eine jede Anthology dieser Serie ausmachen, enthalten.
In diesem Falle sind es gleich drei, sich über eine Laufzeit von gut 12 Minuten erstreckende Wundertüten, die für den Sammler „Anthology 4 – 3LP-Edition“ unverzichtbar werden lässt.


Hierbei ist grundsätzlich immer ein spezieller Song-Leckerbissen enthalten. In diesem Falle handelt es sich um die vogelfreie Lennon-Aufnahme „Free As A Bird“, welche auf einer Kassette von ihm in ziemlich mieser Tonqualität entdeckt wurde. Diese wurde (auch dank KI) mit verbesserter Tonqualität von Lennons Stimme neu produziert und als das spezielle 'Goldstück' neben den 36 Songs, von denen bisher 13 noch nie das Licht der Musikwelt erblickten, auf der letzten LP-Seite untergebracht.


Doch es gibt noch vieles mehr zu entdecken: „She's Leaving Home – Take 1 / Instrumental“ ist sensationell – auch von der Stereo-Qualität her. BEATLES goes Klassik – wenn man denn so will!
So könnte die Aufzählung beliebig fortgesetzt werden, wobei immer wieder die instrumentalen Varianten begeistern, da gerade diese viel über das kompositorische Geschick aussagen. BEATLES goes Mozart – um es ein wenig übertrieben auszudrücken. Doch genau diese Aufnahmen bestätigen das, was in den einleitenden Worten aus DDR-Zeiten zu dieser Review zu lesen ist.

Was wohl erwartet uns als nächstes aus dem tiefen, anscheinend unerschöpflichen Fundus der BEATLES-Archive, die nun von GEORGE MARTINs Sohn GILES gehütet, betreut und weiterhin gelüftet werden?


Alle, die diesem Anthology-Phänomen noch intensiver auf den Grund gehen wollen, dürfen zudem auf das im Rahmen dieser „Anthology 4“ veröffentlichte Buch „The Beatles Anthology” zurückgreifen, das von Apple Corps Ltd. und Chronicle Books Ende Oktober veröffentlicht wurde und in dem John, Paul, George & Ringo ihre ehrlichen, intimen und aufschlussreichen Erinnerungen an die BEATLES offenbaren. Diese Ausführungen werden begleitet von zusätzlichen Eindrücken ihrer engsten Kollegen, darunter Neil Aspinall, George Martin und Derek Taylor. Das 368 Seiten starke Buch ist mit mehr als 1.300 Fotos, Dokumenten, Kunstwerken und anderen Erinnerungsstücken aus den Archiven der Band hervorragend illustriert.

Die BEATLES sind längst unsterblich geworden. Ein weiterer Beweis hierfür ist diese „Anthology 4“, egal ob als 3LP- oder 2CD-Edition – oder nunmehr gar als Deluxe-Box-Set mit 12 LPs auf 180-Gramm-Vinyl und/oder 8 CDs. Beide Box-Sets enthalten die Original-Sleeve-Notes zu „Anthology 1”, „Anthology 2” und „Anthology 3”, während „Anthology 4” umfangreiche Track-Notes von Kevin Howlett sowie als Einführung Interviews-Auszüge aus dem Jahr 1996 mit Derek Taylor, einem engen Freund und Berater der Beatles.


FAZIT: Ziemlich unerwartet erscheint nach 25 Jahren mit „Anthology 4“ die Fortsetzung der ersten drei Anthologien der BEATLES, die im Jahr 1995 ihren Anfang nahmen und aus den Tiefen der BEATLES-Archive wahrhaft wertvolle Sammlerstücke hoben. Insgesamt enthält diese entweder auf 3 LPs oder 2 CDs erhältliche Veröffentlichung 36 klangtechnisch bestens bearbeitete Songs (von denen 13 bisher unveröffentlicht blieben), die strikt chronologisch angeordnet wurden (beginnend mit „I Saw Her Standing There – Take 2“, einer Aufnahme vom 11. Februar 1963 und endend mit „Something – Take 39 / Instrumental / Strings only“ vom 5. August 1969). Außerdem begleitet diese „Anthology 4” als zusätzliche Sammler-Editionen ein „The Beatles Anthology”-Buch (368 Seiten) und zwei Deluxe-Boxen (mit entweder 12 LPs oder 8 CDs sowie den kompletten Linernotes). Schon spannend, wie uns die BEATLES dieses Mal aus dem Dies- oder Jenseits frohe Weihnachten wünschen...

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 48x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A (23:10):
  • I Saw Her Standing There – Take 2 (3:06)
  • Money (That's What I Want) – RM7 undubbed (2:48)
  • This Boy – Takes 12 and 13 (3:18)
  • Tell Me Why – Takes 4 and 5 (3:07)
  • If I Fell – Take 11 (2:38)
  • Matchbox – Take 1 (2:09)
  • Every Little Thing – Takes 6 and 7 (3:28)
  • I Need You – Take 1 (2:36)
  • Seite B (20:11):
  • I've Just Seen A Face – Take 3 (2:26)
  • In My Life – Take 1 (2:40)
  • Nowere Man – First version / Take 2 (2:24)
  • Got To Get You Into My Life – Second version / Unnumbered mix (2:35)
  • Love You To – Take 7 (2:56)
  • Strawberry Fields Forever – Take 26 (3:20)
  • She's Leaving Home – Take 1 / Instrumental (3:50)
  • Seite C (21:55):
  • Baby, You're A Rich Man – Takes 11 and 12 (6:06)
  • All Your Need Is Love – Rehearsal for BBC broadcast (6:11)
  • The Fool On The Hill – Take 5 / Instrumental (4:42)
  • I Am The Walrus – Take 19 / Strings, brass, clarinet overdub (4:56)
  • Seite D (20:38):
  • Hey Bulldog – Take 4 / Instrumental (3:14)
  • Good Night – Take 10 with a guitar part from Take 5 (2:31)
  • While My Guitar Gently Weeps – Third version / Take 27 (3:18)
  • (You're So Square) Baby I Don't Care – Studio Jam (0:43)
  • Helter Skelter – Second version / Take 17 (3:38)
  • I Will – Take 29 (0:26)
  • Can You Take Me Back? – Take 1 (2:22)
  • Julia – Two rehearsals (4:26)
  • Seite E (20:39):
  • Get Back – Take 8 (3:51)
  • Octopus's Garden – Rehearsal (1:49)
  • Don't Let Me Down – First Rooftop Performance (3:27)
  • You Never Give Me Your Money – Take 36 (5:17)
  • Here Comes The Sun – Take 9 (3:41)
  • Something – Take 39 / Instrumental / Strings only (2:35)
  • Seite F (12:10):
  • Free As A Bird – 2025 Mix (4:27)
  • Real Love – 2025 Mix (3:34)
  • Now And Then (4:09)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
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