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Michael Brückner: Winter's Nightmares – Dreams Of Spring (Review)
| Artist: | Michael Brückner |
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| Album: | Winter's Nightmares – Dreams Of Spring |
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| Medium: | CD/Download | |
| Stil: | Elektronische Musik, Berliner Schule |
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| Label: | Eigenproduktion | |
| Spieldauer: | 78:50 | |
| Erschienen: | 06.03.2025 | |
| Website: | [Link] |
Er mag ganz offensichtlich den Winter nicht, dieser elektronische Klangkünstler MICHAEL BRÜCKNER, der im besten Sinne eines KLAUS SCHULZE seine finsteren, im Falle von „Winter's Nightmares – Dreams Of Spring“ kalten bis eisigen Klanglandschaften entfaltet, die einen zittern lassen. Und trotzdem genau wie bei einem Schulze, vorausgesetzt man mag dessen kosmisch schwebende Berliner-Schul-Electronics der Marke „Irrlicht“, wohlig erschauern und mit einem faszinierenden Eindruck hinterlässt. Wer dieses Album in einem abgedunkelten Raum unter Kopfhörern genießt, wird seinen ganz eigenen elektronischen Albtraum erleben, der einen wie ein guter Horror-Film einerseits gruseln und andererseits voller tiefenemotionaler Eindrücke hinterlässt.
Nicht umsonst trägt „Winter's Nightmares – Dreams Of Spring“ noch den Untertitel „Drones, Atmospheres and Dreamscapes Vol. 4“, was bestens auf die gesamte Stimmung dieses düsteren Winter-Albums verweist, dessen einzige Hoffnung auf das Erstarken des Frühlings und die Logik der Jahreszeiten verweist.
Zum Glück gibt’s für die Natur nicht ein so idiotisches, von den Menschen gemachtes Selbstbestimmungsgesetz, mit dessen Hilfe man sich sein Geschlecht beliebig nach Gutdünken aussuchen kann, obwohl die Natur diesbezüglich bereits eine eindeutige Entscheidung getroffen hat. Denn sonst hätten wir auf der Erde ein riesiges Problem, wenn sich Mütterchen Erde und Väterchen Frost nach einer heißen Liebesnacht zusammentun und einfach nach so geilem, winterkalt klirrenden Sex die Entscheidung träfen: Ab sofort gibt’s nur noch Winter!
Nun gut, dann wird ab sofort der hier mit kalten Fingern auf die Laptop-Tasten hauende Kritiker sich nur noch als Schneemann mit doppelter Möhre (eine davon ist die Nase, über die andere spricht man nicht...) definieren. Mal sehen, wann ich die Zeit finde, das dem städtischen Meldeamt zu offenbaren. Hauptsache, die haben keine zu langen Wartezeiten, denn dann könnte ich ja im Wartezimmer dahingeschmolzen sein...
In diesem Sinne und mit solcher Logik würden auch ab sofort alle elektronischen Musik-Reisen eines MICHAEL BRÜCKNER so schauerlich wie „Winter's Nightmares – Dreams Of Spring“ klingen. Musik, die für den Moment tiefe Wirkung hinterlässt. Auf Dauer aber tiefe Depressionen bewirken würde. Genauso wie die Kälte und Müdigkeit bis hin zur Bedrohlichkeit der finstersten Jahreszeit, von der wir menschlichen Deppen noch immer glauben, dass wir sie durch irgendwelche blödsinnigen Zeitumstellungen in unserem Sinne beeinflussen könnten.
Hierzu trifft Brückner unter seiner bandcamp-Seite noch folgende, für ihn wichtige Anmerkung: „Track eins und der Bonustrack wurden ursprünglich im Dezember 2024 und Januar 2025 auf meinem YouTube-Kanal veröffentlicht, Track drei war ein Experiment, eine Ambient-Version eines wunderschönen traditionellen englischen Weihnachtsliedes, das ich einmal für einen Freund gemacht habe und das bisher unveröffentlicht blieb.“
Oh ja, all das geht einem beim Hören von „Winter's Nightmares – Dreams Of Spring“ tatsächlich durch den Sinn. Denn man hat genügend Zeit bei diesen getragenen, elektronischen Klangwelten, die Brückner hier winterlich entfaltet, sich solchen Gedankengängen hinzugeben.
Und eins muss man MICHAEL BRÜCKNER, den Tonschöpfer an den Tasteninstrumenten, unumwunden lassen: Er macht mit seiner Musik sogar seinem klassischen (Fast-)Namensvetter, dem Österreicher ANTON BRUCKNER alle Ehre, auch wenn das seinerseits nicht beabsichtigt oder abwegig ist. Doch auch ein Bruckner bewies sich Mitte des 19. Jahrhunderts als Meister der Improvisation an der Kirchenorgel. Brückner verwendet dazu nunmehr die elektronischen Klangerzeuger, wobei er eine ähnlich düstere Atmosphäre erzeugt wie der 1896 in Wien gestorbene Komponist.
FAZIT: Zwischen geheimnisvoll und unheimlich oder beeindruckend und beängstigend liegen manchmal nicht Welten, sondern nur ein paar bedrückende wie unheimliche und faszinierend anmutende Klanglandschaften aus eisiger Kälte und hoffnungsvollen Frühlingsgefühlen. So jedenfalls ergeht es dem Hörer, wenn er sich der fast 80 Minuten andauernden Ambient-Electronica-Reise auf „Winter's Nightmares – Dreams Of Spring (Drones, Atmospheres and Dreamscapes Vol. 4)“ von MICHAEL BRÜCKNER hingibt. Nichts für Feinfühlige, die immer nur auf die bunten Farben (von Regenbogenfarben/fahnen) und die angebliche Vielfalt (die trotzdem Brandmauern fordert) sowie die Inakzeptanz anderer Meinungen und Stimmungen, die nicht ihren eigenen entsprechen, stehen. Sondern für die Nachdenklichen, Einsamen und Zurückgezogenen, die auch auf die dunklen, ja anderen, Klänge Wert legen, die sich weit ab von Herdentrieb und musikalischen Mainstream-Mustern bewegen. Brückner trifft einen Nerv, einen, den die meisten an sich selber gar nicht (mehr) wahrnehmen, weil sie immer nur den Anderen folgen. Oder um es mit den eigenen Worten des elektronischen Klangzauberers, nachzulesen im Inneren des vierseitigen CD-Booklets, auszudrücken: „Manchmal erscheint uns die Welt als ein sehr kalter Ort, ganz dunkel, und unsere Seele fühlt sich von Sorgen und Ängsten erstarrt an, aber selbst im tiefsten Winter gibt es strahlende Sonnentage, die uns eine Ahnung von der Rückkehr zu einem erfüllteren und glücklicheren Leben vermitteln – und genau darum geht es in diesem Album...“
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Sub-Lunar Winter (32:09)
- The Grass, The Water & The Sky (35:58)
- Drive The Cold Winter Away (10:43)
- Keys - Michael Brückner
- Sonstige - Michael Brückner (Sampling, Programming)
- Trees Of Olivandá (2017) - 11/15 Punkten
- The Undercurrent (2019) - 13/15 Punkten
- Recycled Life (2021) - 12/15 Punkten
- The Morphic Cycle (2023) - 12/15 Punkten
- Sheep Asleep (2024) - 8/15 Punkten
- The Android Tales – Volume 1 (2024) - 12/15 Punkten
- Winter's Nightmares – Dreams Of Spring (2025) - 12/15 Punkten
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